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MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Mi 30. Dez 2009, 17:23
von CptKlotz
Hallo zusammen,

Heute habe ich mal den Emulator MUNT ausprobiert, einen Emulator für Rolands LA-Synthesizer (MT-32, LAPC-I und Konsorten).

Das Ding wird unter Windows als MIDI-Gerät installiert (in "Sounds und Audiogeräte" kann man es dann auswählen). Voraussetzung dafür ist, daß man die ROM-Images von einem echten Roland-Gerät hat und im MUNT-Verzeichnis ablegt.
Nach der Installation kann man den Emulator dann z.B. mit DOSBox ansprechen.

Ich habe mal Monkey Island 1 und 2, sowie Dune 2 ausprobiert.

Man erkennt problemlos, daß das verwendete Sample-ROM das vom echten MT-32 ist. Der Gesamtklang ist aber nur "ähnlich", keinesfalls identisch. Teilweise klingt es recht überzeugend, teilweise stimmen die Lautstärkebalance der Instrumente sowie Ausklingen und Hall nicht richtig.

Daß das so ist, ist verständlich, weil bei Rolands LA-Synthese die Samples nur für die "Attack"-Phase, also das Einschwingen eines Klanges benutzt werden, während für Sustain und Release mehr oder weniger konventionelle analoge Synthese mit simplen Wellenformen und Filtern zum Einsatz kommt. Der analoge Teil ist vermutlich ähnlich schwer nachzubilden wie andere analoge Synthesizer-Chips wie z.B. der SID im C64.

Gleichzeitig ist das auch wieder argumentative Munition für Leute, die (so wie ich) der Meinung sind, daß riesige Soundfonts
oder Original-Samples von teuren Synthesizern bei GM-Wiedergabe allenfalls die halbe Miete sind, wenn die restliche Signalverarbeitung nicht stimmt. Deswegen schlägt ein SC-55 mit seinem bescheidenen 4MB-ROM durchaus andere Soundkarten mit viel größeren GM-Bänken; einfach, weil Klangbalance, Filter und Effekte besser abgestimmt sind.


Auf jeden Fall steckt in dem Emulator sicherlich noch sehr viel Potential und er ist auch eine äußerst sinnvolle Sache, weil die alten Soundmodule und ISA-Soundkarten ja bekanntlich nicht jünger werden.
Zudem ist der ISA-Steckplatz für die LAPC-I schon praktisch ausgestorben und wie lange die klassische MIDI-Schnittstelle noch unterstützt wird, ist auch fraglich.
Ein Emulator kann also dazu dienen, die Funktionalität der alten Roland-Synthesizer für die Nachwelt zu erhalten, auch in einer Zeit, in der DOS-Maschinen nur noch in der Emulation existieren.

Außerdem erspart er Leuten, die gerne Spiele mit Roland-Sound spielen möchten, auf eBay für horrendes Geld eine alte Soundkarte ersteigern zu müssen, die möglicherweise schon am nächsten Tag an Altersschwäche stirbt.


Ich werde auf jeden Fall weiter verfolgen, wie sich das Projekt entwickelt.

Gruß,
Stephan

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Mi 30. Dez 2009, 21:07
von Doctor Creep
CptKlotz hat geschrieben:Ich habe mal Monkey Island 1 und 2, sowie Dune 2 ausprobiert.

Man erkennt problemlos, daß das verwendete Sample-ROM das vom echten MT-32 ist. Der Gesamtklang ist aber nur "ähnlich", keinesfalls identisch. Teilweise klingt es recht überzeugend, teilweise stimmen die Lautstärkebalance der Instrumente sowie Ausklingen und Hall nicht richtig.
IMO verwendet Monkey Island doch die Factory Sounds vom MT-32? Dann sollte die Emu relativ gut klingen. Eine Emu die z.B. Space Quest IV (massig neue Sysex-Sounds) brauchbar wiedergibt, wäre *richtig* gut...

http://tinyurl.com/y8hwo95

http://tinyurl.com/y92422c
CptKlotz hat geschrieben:Gleichzeitig ist das auch wieder argumentative Munition für Leute, die (so wie ich) der Meinung sind, daß riesige Soundfonts
oder Original-Samples von teuren Synthesizern bei GM-Wiedergabe allenfalls die halbe Miete sind, wenn die restliche Signalverarbeitung nicht stimmt. Deswegen schlägt ein SC-55 mit seinem bescheidenen 4MB-ROM durchaus andere Soundkarten mit viel größeren GM-Bänken; einfach, weil Klangbalance, Filter und Effekte besser abgestimmt sind.
Meine Rede.
CptKlotz hat geschrieben:Auf jeden Fall steckt in dem Emulator sicherlich noch sehr viel Potential und er ist auch eine äußerst sinnvolle Sache, weil die alten Soundmodule und ISA-Soundkarten ja bekanntlich nicht jünger werden.
Zudem ist der ISA-Steckplatz für die LAPC-I schon praktisch ausgestorben und wie lange die klassische MIDI-Schnittstelle noch unterstützt wird, ist auch fraglich.
Ein Emulator kann also dazu dienen, die Funktionalität der alten Roland-Synthesizer für die Nachwelt zu erhalten, auch in einer Zeit, in der DOS-Maschinen nur noch in der Emulation existieren.

Außerdem erspart er Leuten, die gerne Spiele mit Roland-Sound spielen möchten, auf eBay für horrendes Geld eine alte Soundkarte ersteigern zu müssen, die möglicherweise schon am nächsten Tag an Altersschwäche stirbt.


Ich werde auf jeden Fall weiter verfolgen, wie sich das Projekt entwickelt.
Ich finde Emus auch sehr interessant. Mit dem C64 SID Chip hats ja prima geklappt - dieser dürfte aber deutlich einfacher zu emulieren sein als der MT-32 Sound. Ich würde es auch klasse finden, wenn es softwäremässig möglich wäre z.B. Police Quest 3 korrekt wiederzugeben.

http://66.49.226.244/digital/quest/pq3_1.mp3

BTW: Man müsste IMO wohl softwaremässig den kompletten MT-32 Aufbau nachbauen - IMO ist das aber schwer weil alles wohl recht schlecht dokumentiert ist...

Doc

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Do 31. Dez 2009, 00:25
von elianda
Doctor Creep hat geschrieben:Ich finde Emus auch sehr interessant. Mit dem C64 SID Chip hats ja prima geklappt - dieser dürfte aber deutlich einfacher zu emulieren sein als der MT-32 Sound.
Was meinst Du damit, dass es beim C64 SID Chip geklappt hat?
Was hat da geklappt?

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Do 31. Dez 2009, 01:34
von Doctor Creep
elianda hat geschrieben:
Doctor Creep hat geschrieben:Ich finde Emus auch sehr interessant. Mit dem C64 SID Chip hats ja prima geklappt - dieser dürfte aber deutlich einfacher zu emulieren sein als der MT-32 Sound.
Was meinst Du damit, dass es beim C64 SID Chip geklappt hat?
Was hat da geklappt?
Abt.: Ein Link sagt mehr als tausend Worte:

http://www.dreamfabric.com/c64/jsidplay/

Sogar als Online-Emu in Java recht gut... ;)

Doc

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Do 31. Dez 2009, 14:04
von CptKlotz
Die SID-Chips klingen allerdings aufgrund von Toleranzen alle ein bißchen unterschiedlich. Nicht nur die Baureihen 6581 und 8580 sondern auch die einzelnen Chips untereinander, selbst die aus einer Revision.

Oft sind es ja auch bei Musikinstrumenten erst die "Dreckeffekte", die den Klang ausmachen und die schwer zu emulieren sind.

Beim MT-32 weiß ich das nicht. Es gibt von dem Ding drei Revisionen, die sich in ihren Eigenschaften etwas unterscheiden. Ob jetzt aber Geräte aus einer Revision unterschiedlich klingen, weiß ich nicht.

Locutus und ich besitzen beide MT-32-Module aus der ersten Serie (erkennbar am fehlenden Kopfhörerausgang). Da ist mir noch nie aufgefallen, daß die unterschiedlich klingen, es ist aber mangels Direktvergleich nicht auszuschließen.
Die Frage ist natürlich auch, wie "analog" der analoge Teil des MT32 wirklich ist... sprich, ob da wirklich Oszillatoren und Filter ein analoges Signal erzeugen, oder ob die subtraktive Synthese da doch irgendwie digital simuliert wird und das Ergebnis dann in einen D/A-Wandler geschickt wird.

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Do 31. Dez 2009, 15:28
von Doctor Creep
CptKlotz hat geschrieben:Locutus und ich besitzen beide MT-32-Module aus der ersten Serie (erkennbar am fehlenden Kopfhörerausgang). Da ist mir noch nie aufgefallen, daß die unterschiedlich klingen, es ist aber mangels Direktvergleich nicht auszuschließen.
Ich hab dann wohl auch ein MT-32-Modul der ersten Serie. IMO klingt das Teil schon einen Tick anders als meine LAPC-I. Ich meine letztere tönt etwas sauberer (z.B. bei Police Quest 3 in puncto "crackling"), aber das müsste ich mir nochmal ganz genau anhören um sicher zu sein.

Zurück zur MT-32 Emu: Es wäre schon ein großer Erfolg es überhaupt richtig hinzubekommen. Dann könnte man sich später auch um vermeintliche Unterschiede bei den Revisonen kümmern.
Ich bin mir nicht sicher, ob eine korrekte MT-32 Emulation in absehbarer Zeit überhaupt gelingen wird. Wenn's dann ganz lange dauert könnte das Projekt auch einschlafen...

BTW: Beim C64 SID werden die unterschiedlichen Versionen IMO schon recht gut emuliert...

Doc

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Mo 5. Jan 2015, 16:59
von Doctor Creep
Bin gerade über den Clip hier gestolpert - ist der nicht von einem Dosforum User? ;)



Munt hat wohl einen großen Sprung gemacht, und kann auch Sysex richtig gut verarbeiten.
Beim Vergleich hätte ich es interessant gefunden die Versionen auch mal nacheinander zu hören. Auch habe ich hier gerade nur die üblichen Desktop Boxen - da geht eh viel flöten, und YouTube ist vom Sound ja auch nicht sooo super. Ich meine aber auch so rauszuhören, dass die Drums beim Original etwas mehr Wumms haben...

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Mo 5. Jan 2015, 19:17
von philscomputerlab
Hi, ja das sind meine Videos :)

MUNT hat sich in der Tat extrem weiter-entwickelt und einen sehr hohen Standard erreicht.

Es gibt seit dem Video glaube ich neue Versionen also es kann nur noch besser werden.

Wegen YouTube, wenn ich den clip von YouTube runterlade zeigt er mir an dass er 192 kbps AAC verwendet. Das sollte eigentlich reichen denke ich mir. Die Aufnahmen wurden mit 256 kbps AAC gespeichert.

Ich empfehle Kopfhörer, da hört man Details viel besser raus.

Der grobste Unterschied ist das die echte MT-32 (old) mehr rauscht. Ich sehe MUNT wirklich extrem identisch zur MT-32 mit ein paar gröberen Schnitzern hier und da die man dann klar raushorcht. Z.b. in Space Quest III wenn Rogger Wilco in das Schiff gesaugt wird.

Auf meinem YouTube Kanal ist noch eines:



Und wer eine Anleitung zur Installation sucht wird hier bedient:

Ich muss aber sagen dass ich eine externe Installation von MUNT bevorzuge (Im Gegensatz zu integriert in DOSBox oder ScummVM). Nicht nur weil man so das LCD Display und die Nachrichten sehen kann :)


Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Di 6. Jan 2015, 03:01
von Doctor Creep
philscomputerlab hat geschrieben:MUNT hat sich in der Tat extrem weiter-entwickelt und einen sehr hohen Standard erreicht.

Es gibt seit dem Video glaube ich neue Versionen also es kann nur noch besser werden.
Jap - ich hab die 1.5.0
philscomputerlab hat geschrieben:Und wer eine Anleitung zur Installation sucht wird hier bedient:

Ich muss aber sagen dass ich eine externe Installation von MUNT bevorzuge (Im Gegensatz zu integriert in DOSBox oder ScummVM). Nicht nur weil man so das LCD Display und die Nachrichten sehen kann :)
Schönen Dank auch für diesen Clip - hab damit gerade vorhin DosBox + Munt zum Laufen gebracht. Dabei benutze ich das Frontend DBGL -einfach bei Midi Device "Default" wählen und bei Config "1" eintragen (und nicht vergessen die Games im Setup auf MT-32 zu stellen ;))

Und was soll ich sagen - ich hab damit vorhin eines der IMO besten MT32-Intros überhaupt getestet -den Bombastsound von Nova 9. Klingt zumindest mit den kleinen Brüllwürfeln hier wie meine LAPC-I (LAPC Rom wählen!) - sehr beeindruckend...
Leider komme ich gerade nicht an mein Setup ran (LAPC + gute Anlage), um die Unterschiede richtig ausloten zu können..

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Di 6. Jan 2015, 05:08
von philscomputerlab
So so 1.5.0, muss ich auch mal wieder ausprobieren.

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Di 6. Jan 2015, 13:07
von Shockwav3
Stunts mit MUNT 1.5.0 (DOSBox 0.74 + MUNT als Windows-Treiber). Die Musik welche spielen soll wenn man gegen einen Gegner verliert scheint den Treiber in den Standardeinstellungen zum hängen zu bringen ... lässt sich fixen indem man in den Optionen MIDI delays ausschaltet.


Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Di 6. Jan 2015, 15:29
von Doctor Creep
So - ich hab jetzt doch einen klaren Unterschied gefunden. Mein geliebtes Police Quest 3 Intro (Ich sag nur Jan "Miami Vice" Hammer 8-) ) klingt mit Munt + Dosbox sehr trocken (die Drums am Anfang mit sehr wenig Hall fast hölzern).

Vergleicht es mal mit dem Original...

https://www.youtube.com/watch?v=ILA7OaEUmrI&t=0m15s

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Do 8. Jan 2015, 10:06
von Doctor Creep
Ein Kumpel von mir möchte eigene Sounds für das MT-32 kreieren. Welcher Editor wäre da zu empfehlen? Und auf welcher Plattform? Man kann natürlich gleich auf der Emu-Ebene bleiben und Munt als Ausgabe nutzen, oder?

Gibts ein Sysex-Sound-Tool, was unter nem aktuellen Windows läuft? Oder muss man gar punkto Editor auf der Dos-Ebene bleiben?

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Do 5. Feb 2015, 19:33
von Doctor Creep
Ich will einfach ein Sysex File einladen und danach ein Midi auf Munt abspielen, welches die neuen Sounds nutzt. Funzt das irgendwie? Bei Dosbox wenn es im Game embedded ist kein Problem - seperat hab ich es aber nicht hinbekommen...

Re: MT-32-Emulator MUNT

Verfasst: Mo 10. Feb 2020, 16:11
von Thomas
Guten Tag, liebe Forianer.
Ich hätte da Mal ein Anliegen welches eigentlich nicht ins Forum passt, da es Linux betrifft, aber für ein DOS Retro Projekt genutzt werden soll. Ich schildere es Mal hier und falls es zu sehr abweicht, bitte ins Offtopic verschieben.
Ich möchte gern Munt als MT32 Ersatz nutzen, was ich vor Jahren schon einmal mit einem zweiten Rechner gemacht hatte. Jetzt wollte ich dafür ein LGA 775 Board auf meine Testbench schrauben und Windows XP oder so mit Munt installieren. Verbindung erfolgt direkt über zwei Drähte von Soundkarten Gameport zu Soundkarten Gameport. Jetzt kam mir aber der Gedanke, mein NAS (Core2quad Q8300 mit 8GB RAM) dafür zu nutzen. Nur darauf läuft halt Open Media Vault auf Basis von Debian 10. Weiß einer ob und wie ich darauf alsa und Munt installieren, möglichst ohne X Server und Desktop.
Zweite Variante wäre eine virtuelle Maschine mit Windows aber da weiß ich jetzt wieder nicht ob die Soundkarte da richtig "durchgeschleift" wird...
Wenn alles nicht geht oder keiner helfen kann, werde ich doch auf die Testbench Lösung zurückgreifen.
Die ist ja klein und kompakt, da kann man die notfalls auch einfach abbauen.

Nachtrag:
Aaaaaaalso: Ich habe jetzt erst Debian 10 mit XFCE Desktop installiert und danach dann erst Open Media Vault. Auf dem Desktop läuft MUNT hervorragend. Ist ein QT Programm dass dann auf die eigentliche MUNT Library zurückgreift. Ein Kommandozeilen Tool scheint es da wohl gar nicht zu geben. Ich löse es jetzt so dass ich das Default target (früher die Run Level) auf Mehrbenutzer ohne X-Server gesetzt habe. Serverüblich eben. Wenn ich Munt benötige, loggen ich mich mit meinem Standardnutzer ein und ein kurzes startx genügt und MUNT läuft. Das hat wiederum den Vorteil dass ich auch gleich recordings mit Audacity anfertigen kann.
Für Interessierte nochmals der Aufbau:
Der Retro PC sendet über den Game/Midi Port die Midi Signale, Verbindung über zwei Kupferdrähte von Pin 12 auf Pin 15 (MIDI Tx auf Ex) und Pin 5 auf Pin 5 (Masse) wobei ich bemerkt habe dass man die Masse gar nicht benötigt.
Anschließend geht ein 3,5 Klinke von der PCI Karte 2 (wegen Gameport) zurück auf den Line In vom Retro PC. Aus dessen Line Out kommt ein Klinken Y-Kabel wobei einmal auf die Boxen und einmal zurück zum NAS auf den Line in von Karte 1 (Onboard) geht. So Umständlich weil ich es authentisch haben wollte, mit allem evtl. Gerausche.
Den MUNT Soundausgang und den Recording Eingang kann man bequem mit dem Pulseaudio Mixer einstellen.